Herrlich, wenn man so aus Kalldorf rausfährt. Was für eine Ruhe…. Fahrrad fahren durch das schöne Kalletal. Das war eine goldrichtige Entscheidung.
Doch was ist das? Da hinten schlängelt sich nicht nur die schöne Weser, sondern auch eine sehr breite, geschmeidige und gut ausgebaute S-Kurve. ABER, wenn Fahrzeuge eine bestimmte Stelle passieren, kann ich es sogar hier (und ich bin weit weg) hören.
Ich halte weiter unten an einer Bushaltestelle an, wo sich ein paar Biker (Motorräder) versammelt haben, um kurz zu verschnaufen. Unweigerlich höre ich sie reden. Es geht um Rekorde und wie sinnfrei die “Hückel” (Schwellen) im Kurvenverlauf sind, da ihre Supersportler (eine spezielle Art von Motorrädern) diese Schwellen einfach wegschlucken als wären sie gar nicht vorhanden.
Das möchte ich doch genauer wissen und spreche die Biker darauf an. Man erklärt mir, dass vor vielen Jahren diese “Hückel” (Schwellen) auf beiden Seiten der Fahrbahn, ca. 5-6 Stück in einem Abstand von ca. 4m eingebaut worden sind. Und das in jeder Richtung und über die komplette Fahrbahnbreite. Jeweile ein Block vor der Kurve, zwei mittdendrin und ein Block nach der Kurve. Man wollte damit wohl erreichen, dass die Biker hier nicht mehr so schnell durch die Kurve fahren. Gebracht hat es NICHTS.
Ganz im Gegenteil! Die Motorradfahrer stört es gar nicht. Die PKW und LKW sind beim Passieren der Schwellen so laut, dass der Krach, der dabei entsteht, in das nah gelegene Kalldorf zieht und dort die Einwohner an den Rand der Verzweiflung bringt.
Zudem soll es wohl auch nicht so gut für die Fahrwerke der Fahrzeuge sein. Auf meine Frage warum man die Schwellen einfach nicht wieder abbaut, folgte ein Schulterzucken. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Kurve beträgt nur 50 km/h. Es ist außerdem unklar, wie man ohne die Schweller die Biker “im Zaum halten” kann.
Nachdem wir noch ein bisschen über andere Bike Themen sinniert haben, verabschiede ich mich und fahre weiter in Richtung Vlotho auf dem Radweg neben der Kurve her. Man muss zugeben, die Kurve hat für Biker einen wunderschönen, langgezogenen S-artigen Verlauf. Sie regt gerade dazu an, schneller zu fahren. Da ich ebenfalls Biker bin, nehme ich mir vor, am nächsten Wochenende noch ein weiteres Mal ins Kalletal zu kommen und dann einmal die Kurve mit meinem Bike zu testen.
Eine Woche später: ich hatte mich bereits mit der Kurve im Internet auseinandergesetzt und fahre nun mit meinem Bike zu der von Einheimischen genannten “Todeskurve”. Was soll ich sagen? Die Biker hatten recht! Fährt man etwas schneller als erlaubt, spürt man von den Schwellern so gut wie gar nichts mehr und die Kurve lässt sich wunderbar durchgleiten. Ich biege ersteinmal ab Richtung Kalldorf und halte dort noch mal an, um mir noch mal aus dem Dorf heraus ein Bild zu machen. Ja, es ist schon laut, wenn dort Fahrzeuge aller Art passieren.
Im Internet las ich, dass seit vielen Jahren über die B514 und die “Todeskurve” in der Gemeinde, dem Kreis und dem Land diskutiert wird, was denn hier gemacht werden könnte. Es reicht vom Blitzer aufstellen, Schwellen bestehen lassen bis Schwellen ganz wieder ausbauen. Während ich weiterfahre, denke ich über andere Bikerstrecken und Wohnsiedlungen nach und frage mich, ob nicht auch ebenfalls beidseitig, versetzte Fahrbahnverengungen helfen könnten, die so angebracht sind, dass es sich für Motorräder nicht mehr lohnt, dort schnell zu fahren.
Aber so denkt man halt nur, wenn man selbst Biker ist….
Das waren: Perspektiven eines Bikers und Fahrradfahrers
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